und alle so:
Instagram verkauft jetzt ungefragt deine Bilder!
Was – wenig überraschend – nur die halbe Wahrheit über die neuen AGBs von Instagram ist …
Zum Glück gibt es auch einige Medien, die über die Änderungen differenzierter, aus Sicht der aufgebrachten Nutzer bzw. auf die bekannten Tatsachen beschränkt berichten!
Trotz aller – zumindest zu vielen Teilen – berechtigten Bedenken, halte ich diese reißerische Berichterstattung für extrem Kontraproduktiv. Anstatt die Nutzer zu Sensibilisierung, spielt man mit der schnellen Schlagzeile und treibt die träge Masse höchstens zum nächsten Dienst.
Mein Tages-Highlight dazu: Ein erboste Instagram-Nutzerin, die zum Abschied noch darauf hinweist, dass ihre Bilder auf ihrer Facebook-Seite natürlich weiterhin zu bewundern sein werden!! …
Zu den entscheidenden Stellen:
Ich bin kein Rechtsexperte und Thomas Schwenke hält die AGBs in einer ersten Beobachtung hier für wohl (in Deutschland) ungültig; aber trotzdem glaube ich nicht, dass Instragram demnächst zum Bildermarktplatz wird. Vielmehr wird der Mutterkonzern Facebook damit wahrscheinlich seine Strategie, zum großen Werbenetzwerk zu werden, erweitern.
http://instagram.com/about/legal/terms/updated/
1. Meta-Daten
„Some or all of the Service may be supported by advertising revenue. To help us deliver interesting paid or sponsored content or promotions, you agree that a business or other entity may pay us to display your username, likeness, photos (along with any associated metadata), and/or actions you take, in connection with paid or sponsored content or promotions, without any compensation to you.“
Für problematisch halte ich hier die Verknüpfung mit den Meta-Daten, d.h. die Anreicherung der Bilder um personalisierte Daten, da für den Nutzer nur schwer nachvollziehbar ist, welche Daten dabei überhaupt in welcher Form aufgezeichnet werden.
2. Keine Ausnahme für Minderjährige
„If you are under the age of eighteen (18), or under any other applicable age of majority, you represent that at least one of your parents or legal guardians has also agreed to this provision (and the use of your name, likeness, username, and/or photos (along with any associated metadata)) on your behalf.“
Na sicher, jeder Jugendliche, der sich bei Instagram anmeldet, wird sicher vorher einen Erziehungsberechtigten um Erlaubnis fragen, dass die hochgeladenen Fotos dann vom Anbieter auch für (gar nicht näher ausgeführte) Werbezwecke verwendet werden. Ganz klar!
3. Keine garantierte Auszeichnung von Werbung
“You acknowledge that we may not always identify paid services, sponsored content, or commercial communications as such,”
Also das ist wohl sicher auch bei uns in Österreich nicht zulässig: Werbung, die nicht eindeutig als solche deklariert ist, halte ich für problematischer, als die Sorge, dass meine Bilder an irgendjemanden verkauft werden.
4. Keine Wahl
“by accessing or using the Instagram website, the Instagram service, or any applications (including mobile applications) made available by Instagram (together, the “Service”), however accessed, you agree to be bound by these terms of use.”
Alternative oder Auswahl gibt es keine. – Wer nicht mitmachen will, dem bleibt nur die endgültige Löschung: Der Bilder und des Accounts. … Und an den zahlreichen Erfahrungsberichten, die man dazu lesen kann, sieht man, dass Instagram es den scheidenden Nutzern nicht zu leicht machen will:
Jedes Bild muss einzeln gelöscht und danach die Schließung des Accounts beantragt werden. – Und dieser wird „dauerhaft und irreversibel deaktiviert“, ohne zu erklären, worin da der Unterschied zu einer endgültigen Löschung besteht. :-/
Fazit:
Einige Punkte der Nutzungsbedingungen müssen wohl jedenfalls noch angepasst bzw. genauer ausgeführt werden und nicht wenige Nutzer hat Instagram schon jetzt endgültig vergrault. Der Großteil der Anwender wird davon aber unberührt bleiben und „Neukunden“ lesen sicher die AGBs genau so aufmerksam durch wie bisher. Die Monetarisierung wird also stattfinden und Facebook seine 1 Mrd. $ nicht in den Sand gesetzt haben. Ob sich das Soziale Netzwerk rund um Instagram durch die Änderungen dauerhaft besser, schlechter oder steil bergab entwickeln wird, lässt sich natürlich nicht prognostizieren, aber die stetige Anpassung in Richtung Facebook lässt immer noch eine volle Integration offen, die die große Nutzerbasis auf Dauer garantieren könnte.
Alternativen zu finden ist gar nicht so einfach, da es zwar einiges am Markt gibt, aber irgendwie muss jeder Dienst früher oder später Geld verdienen (oder wird komplett übernommen), sonst gibt es ihn nicht auf Dauer. Und auch hier helfen die vielen (Online-)Artikel nicht ernsthaft weiter, da die dort auftauchenden reinen Aufzählungen keinen Aufschluss über ähnliche Unsicherheiten bei Nutzungsbedingungen und Datenschutz geben.
Update 19.12.2012:
Inzwischen wurde in der App ein Disclaimer ergänzt, der in freundschaftlichem Tonfall versucht „die Mißverständnisse aufzuklären“. Aus meiner Sicht ins Bild der geplanten Verschärfung passend: Erst volles Programm gehen, dann die rechtlich sowieso nicht haltbaren Punkte zurücknehmen/klarstellen und den kurzfristigen Schaden so gering wie möglich halten, um langfristig die Nutzer-Basis effektiver „verwerten“ zu können.
Nicht zu vergessen ist natürlich auch, dass Instagram der österreichische Markt ziemlich egal sein dürfte (Deutschland vielleicht schon etwas weniger); der Fokus liegt also sicher auf der Beobachtung der Reaktionen im US-amerikanischen Heimmarkt!
Update 2:
Nachdem auch Qualitätsmedien bei der Jagd nach der besten Schlagzeile mitgemacht haben, erkennt man den Unterschied dann doch im Umgang mit solchen Fehlern. – Respekt!!